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Stille Räume

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Am 12. Oktober 2015 erschien in der Badischen Zeitung ein Artikel von Andrea Drescher über die Kapellen auf unserer Gemarkung.

Hier eine Abschrift dieses Berichts und die Fotos.

Stille Räume der Andacht in Ehrenkirchen

Neben der bekannten Ölbergkapelle gibt es in Ehrenkirchen weitere kirchliche Kleinode. In der BZ-Serie "Kapellen in der Region" stellen wir sie vor.

Kulturelle Kostbarkeiten in den Blick zu rücken, die sonst weniger Beachtung finden, das ist ein Ziel einer Serie der Breisgauredaktion, die in diesem Jahr in loser Folge Kapellen in den Gemeinden im Hexental und am Batzenberg vorstellt, zum Beispiel die Kapellen in Ehrenkirchen.


"Danke für deine Hilfe!" Den Satz hat eine unbekannte Hand mit rotem Faden auf weißem Grund gestickt. Hinter Glas hängt er nun zwischen anderen Votivtafeln in der Streicherkapelle im Ehrenstetter Grund. Vor wenigen Jahren erst saniert, leuchtet das weiße Kirchlein, das mitten auf einer Wiese steht, im Sonnenlicht. Wanderer, die der Weg hierher geführt hat, finden hier neben dem Ahbach einen idyllischen Platz für die Rast. Gläubige einen stillen Raum zur Andacht.

Charlotte Eckmann, heute 64-jährig, erinnert sich noch gut an die sonntäglichen Spaziergänge der Familie zur Streicherkapelle. Schön schattig sei es hier gewesen. Sie selbst kümmert sich allerdings mit der Katholischen Frauengemeinschaft um die ihrem Wohnort Kirchhofen näher gelegene Fridolinskapelle. Am 6. März, dem Namenstag des Heiligen Fridolin, und am zweiten Donnerstag im Juli gebe es hier Gottesdienste im Freien.

Vorher sei der Einsatz jedes Mal groß, erzählt die pensionierte Lehrerin, die sich auch im Arbeitskreis Ortsgeschichte engagiert und allerlei Artikel, Fotos und sonstige Unterlagen gesammelt hat – eben auch solche über die Kapellen in Ehrenkirchen. In ihrem Fotoarchiv – dem Computer – verwahrt sie Bilder von besonderen Ereignissen, etwa von den Arbeitseinsätzen und Gottesdiensten an der Fridolinskapelle.

Wohl, weil alle Kapellen Ehrenkirchens im Besitz der katholischen Kirchengemeinde sind, gehören sie nach wie vor zum Gemeindeleben dazu. Den Sommer über wird zum Beispiel in der Streicherkapelle sonntags um 15 Uhr der Rosenkranz gebetet. Hin und wieder wird in dem idyllisch gelegenen Gotteshaus auch geheiratet. Dafür wäre die kleine Schächerkapelle gleich neben dem Rathaus wohl kaum geeignet.

Wer auf alte Fotos aus der Zeit vor dem Rathausneubau stößt, wird sich allerdings wundern: Früher stand die nach vorne offene, inzwischen durch eine geschlossene Glasfront geschützte Kapelle an einer Straßenkreuzung. Heute ist sie Teil einer Parkanlage mit hohen, unter Naturschutz stehenden Bäumen. Vor dem Gebäude stehen im Halbrund einige hölzerne Sitzbänke.

Jede Kapelle habe Leute, die sich um sie kümmern, erzählt Charlotte Eckmann. Und das geht weit über das Putzen und das Schmücken mit Blumen hinaus. Sowohl die wohl bekannteste, auf einer Anhöhe platzierte und zugleich jüngste Kapelle, die Anfang der 1950er Jahre erbaute Ö
lbergkapelle, über die die BZ gesondert berichtet hat, als auch die versteckt gelegene Streicherkapelle wurden erst vor wenigen Jahren von engagierten Rentnern saniert. Und überhaupt: Nur freiwilligen Helfern und Spendern ist es zu verdanken, dass die weithin sichtbare Ölbergkapelle, die an in den Weltkriegen gefallenen und vermissten Ehrenstetter erinnern soll, vor 60 Jahren erbaut wurde.

Dossier: Kapellen rund um Freiburg

Seinem Ziel folgend, "die geschichtlichen Kenntnisse über unsere Gemeinde und ihre Ortsteile aufzuarbeiten und sie der Allgemeinheit zu vermitteln", hat der 2006 gegründete und 2013 mit dem Bürgerpreis ausgezeichnete Arbeitskreis Ortsgeschichte auf seiner Internetseite auch Daten zu den Kapellen veröffentlicht – für alle, die mehr über die Geschichte der Gemeinde erfahren wollen.

 

Kapellen in Ehrenkirchen

Fridolinskapelle: Zwischen den Ortsteilen Ehrenstetten und Kirchhofen gelegen , ist die auf freiem Feld stehende Fridolinskapelle wahrscheinlich eine der ältesten Kirchen des Orts. Urkundlich erwähnt wurde sie erstmals 1458. Erbaut von Michael von Ambringen, diente sie den Herren von Ambringen als Grabstätte, was noch an den vier abgetretenen Grabplatten am Boden zu erkennen ist. Gewidmet ist sie den Heiligen Fridolin und Walburga. Angenommen wird, dass der Ursprung im sechsten Jahrhundert liegt, weil damals der Höhepunkt des Fridolinkults war. Der Alemannenapostel soll damals über Frankreich an den Hochrhein nach Säckingen gekommen sein. Unabhängig davon sind Fenstergewänder, Innenmalerei und Decken im gotischen Stil gehalten, was ebenfalls dafür spricht, dass die Kapelle älter als aus dem 15. Jahrhundert ist. Sie hat einen zweiachsigen Saal, und die Glocke im kleinen Turm wird mit einem Seil vom Kirchenraum aus geläutet. Wer in die normalerweise abgeschlossene Fridolinskapelle unweit der Mühle in Kirchhofen hinein möchte, muss sich vorher den Schlüssel im Pfarrbüro holen (Tel. 07633/5330).

Streicherkapelle: Auch wenn sie heute eher einsam im Ehrenstetter Grund steht, so war die Streicherkapelle möglicherweise mal Kirche einer Siedlung. Zwar steht auf dem Schlussstein über ihrer Tür die Jahreszahl 1764, aber erstmals erwähnt wurde sie bereits 1554 als "Streichen Cäppelin", wie der frühere Pfarrer Karl Boll ermittelt hat. Ein Grund für die Annahme, dass es hier einst eine Siedlung gab – möglicherweise in Verbindung mit dem mittelalterlichen Bergbau – ist die terrassiert angelegte Fläche des Berghangs. Möglicherweise wurde hier einst Ackerbau betrieben. Im Sommer ist die Kapelle unverschlossen.

Schächerkapelle: Parkähnlich ist die Umgebung der Schächerkapelle, die beim Rathaus der Gemeinde Ehrenkirchen, an der Grenze zwischen Ehrenstetten und Kirchhofen, steht. Erbaut wurde die ursprünglich nach vorne offene Kapelle um das Jahr 1700. Inzwischen verschließt eine Glasscheibe den Türbogen, weshalb die im Innern über dem Altar angebrachte Kreuzigungsgruppe und das bemalte Deckengewölbe von außen je nach Spiegelung im Glas nur schwer zu erkennen sind. Als Schächer sind Mörder oder Räuber und damit die beiden mit Jesus gekreuzigten Männer zu verstehen.

Kaum mehr vorstellbar ist beispielsweise die von Historikern formulierte Vermutung, dass die Streicherkapelle nicht schon immer einsam auf der Wiese stand, sondern Teil einer Siedlung war (siehe Info). Und eher ungewöhnlich ist auch, dass in der Fridolinskapelle einst Menschen zu Grabe getragen wurden.

Mehr Informationen unter http://www.arbeitskreis-ehrenkirchen.de, mehr Folgen der BZ-Serie unter http://www.badische-zeitung.de/kapellen

 

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