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Wentzinger

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Johann Christian Wentzinger

*  10. Dezember 1710 in Ehrenstetten
†   1. Juli 1797 in Freiburg

Als Sohn des sogenannten “Herrenmüllers” Joachim Wentzinger kam Christian Wentziinger in Ehrenstetten im Himmelreich 1 zur Welt.

Den zweiten Vornamen "Johann" legte er sich selbst erst 1743 zu, nachgewiesen im Vertrag mit den Söhnen des GeneralfeldzeugmeistersFranz Christoph Joseph von Rodt, dessen Wandgrabmal im Freiburger Münster von Wentzinger geschaffen wurde.

Über seine Jugend und seine Lehrzeit ist kaum etwas überliefert. Man geht aber davon aus, dass er nicht in Ehrenstetten, sondern bei einem Freiburger Bildhauer in die Lehre ging.

Um das Jahr 1730 verbrachte er längere Zeit in Rom und im Jahr 1731 kehrte er wieder von seiner Studienreise zurück. Er arbeitete als Bildhauergeselle bei einem Meister im elsässischen Straßburg. 1735 reiste er zur Vervollständigung seiner künstlerischen Ausbildung nach Paris.

Vor dem Parisaufenthalt entstand 1733 der Taufstein mit hölzernem Deckel für St. Peter. Es ist das erste urkundlich gesicherte Werk des Künstlers, und dass er diesen Auftrag als Jungbildhauer bekommen hat, lag sicher auch in der besonderen Beziehung der heimatlichen Herrenmühle zum Kloster St. Peter. Die Herrenmühle besaß ein Erblehen von acht Juchert Acker und Matten und zinste jährlich nach St.Peter.

Zur Erklärung: Ein Juchart bezeichnete in der Regel die Grösse eines in einem Tag gepflügten Stücks Ackerland und kann deshalb unterschiedlich groß sein. In Gebieten mit vorwiegend Getreidebau lag die Größe zwischen 32 und 36 Ar, bei Wiesen 27 bis 34 Ar und im Weinbau mass der Juchart zwischen drei und vier Ar.)

Johann Christian Wentzinger übernahm zahlreiche Aufträge in Freiburg und seiner Umgebung. Eines seiner Hauptwerke schuf er mit der 1741 aufgestellten Maria Immaculata an der Turmfassade der Pfarrkirche in Merdingen.

Wentzingerhaus 1
Tafel über der Tür
Immaculata-Statue

Eine 91,5 cm große Immaculata-Statuette entstand 1760 für eine Familie Kaiser und befindet sich in Privatbesitz.

In der Grundschule in Ehrenstetten, die seinen Namen trägt, kann ein Abguß dieses Kunstwerkes heute noch besichtigt werden

Unter anderem schuf er 1748 vier überlebensgroße Sandsteinskulpturen „Die Jahreszeiten“ für die Familie von Sickingen, die heute noch als Nachbildungen im Garten von Schloss Ebnet zu bewundern sind.

Schloss Ebnet
Frühling1

Frühling

Herbst

Herbst

Sommer1

Sommer

Winter

Winter

Es folgte ein Großauftrag der Benediktinerabtei Sankt Gallen, die ihn im Jahr 1757 mit der künstlerischen Leitung der Ausschmückung der Stiftskirche beauftragt hatte.

Dieser Auftrag versetzte ihn finanziell in die Lage, mit dem Bau seines eigenen Wohnhauses "Zum Schönen Eck" am Freiburger Münsterplatz zu beginnen. Mit dem Bau waren wohl auch Heiratspläne verbunden, 1760 plante Wentzinger eine Familie zu gründen, aber seine Freundin Katharina Egg lehnte seinen Antrag ab.

Seinen künstlerischen Bezug zur barocken Wallfahrtskirche in Kirchhofen, heute Ehrenkirchen, betreffend, finden wir in der Kunstgeschichte die im folgenden zitierten Hinweise¹::

Kirche Kirchhofen Altar

"Göser arbeitete außer an dem Kuppelbild auch in der "Hofkapelle" des Abtes mit Wentzinger (Anm. 14). Seine Malerei ist klassizistischer und weicher getönt, nicht so ausdruckvoll wie Wentzingers Malerei. Aber seine Bilder werden vielfach für Werke Wentzingers gehalten,
z. B. das
"Schweißtuch der Veronika" in der Kirche von Kirchhofen (Anm. 13. Kat. 73)"
².

"
Hochaltarfiguren von Kirchhofen 1783 (...) Wentzingers Beteiligung an der Planung bezeugt"
³.
Hl. Veronika (...) stammt nicht von Wentzinger, der nur Ratgeber war und selbst nicht dort gearbeitet hat. Sicher von Simon Göser, Öl auf Leinwand“ (s. oben).4

"Über Wentzingers Beteiligung an Altären für Kirchhofen 1763"5.

"B Über den Entwurf zu einem Taufsteins in Kirchhofen 1798. Pfarrarchiv Kirchhofen.
Vertrag mit Benedikt Wagner, Steinhauer von Kirchhhofen und Franz Kaufer, Bildhauer von  (...) "gemäß dem annoch von dem H. Wentzinger seel. mit anhanden gelassenem Modell".

"Altarentwurf 1760-70, Abb.191.
für Kirchhofen um 1763, Augustinermuseum Freiburg, Inv. Nr. 687/17
"1975 gefunden unter der Speichertreppe des Wentzingerhauses zus. 2 (...) Nr. .1. D2 - 3 - 40
unveröffentlicht.(...)".

"Abb. 240-241"
"F. Sporer:
Petrus und Paulus vom Hochaltar in Kirchhofen".6

 

Als akademischer Künstler unabhängig vom Zunftzwang und durch lukrative Aufträge finanziell abgesichert, führte Wentzinger das Leben eines geachteten und vielfach geehrten Bürgers der Stadt Freiburg.

Dazu trug neben seinen Ruhm als Künstler, sein großzügiges soziales Engagement bei. Dem Beispiel seiner jung verstorbenen Freundin Katharina Egg folgend, machte er das Armenspital der Stadt zum Universalerben seines beträchtlichen Vermögens.

Johann Christian Wentzinger starb am 1. Juli 1797 im hohen Alter von 86 Jahren und wurde auf dem Alten Friedhof in Freiburg beigesetzt.

Auf seinem Grabstein steht:

 „Er durchlebte ein Jahrhundert – Durch ihn leben Jahrhunderte“

Diesen Satz widmete ihm sein Freund, der Freiburger Jesuit Heinrich Sautier. Damit spielte er sowohl auf den Künstler, als auch auf den großherzigen Stifter an.

 

¹zu Ehrenstetten, Kirchhofen s.
Krummer-Schroth, Ingeborg:Johann Christian Wentzinger. Bildhauer   Maler  Architekt  1710 - 1797
Freiburg im Breisgau: Schillinger Verlag GmbH, 1987. S. 9ff., 16, 71f., 87, 93f, 97, 99, 104f., 264, 298, 303, 305, Abb. 308.
²ebend. 87.
 
³ebend. 303.
 4 ebend. 305. Führer, Kirchhofen 1971, S. 20, Abb. 219."
 5 ebend. 264.
 6 ebend. 308.
Stockhausen, Tilmann von u. a.: Freiburg baroque. Johann Christian Wentzinger und seine Zeit (1710-1797). Eine Ausstellung der Städtischen Museen Freiburg. Augustinermuseum. Museum für Stadtgeschichte. Berlin, München: Deutscher Kunstverlag, 2010
.

Braun, Erika M. und Eckmann, Charlotte ,Arbeitskreis Ortsgeschichte, Ehrenkirchen, August 2012.
Fotos: Eckmann, Charlotte

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