Das Haus Wentzingerstrasse 4, das so genannte "Badhaus",
war laut steinerner Inschriftentafel an seiner Vorderfront eines der ältesten Häuser in Ehrenstetten, d. h. mindestens 264 Jahre alt, in einem historisch gewachsenem Ambiente, denn in unmittelbarer Umgebung des "Badhauses" gibt es eine Reihe historischer Gebäude, z. B. aus dem Jahr 1777 das Gasthaus zum Löwen; aus dem Jahr 1808 das alte Rathaus; von 1809 ein altes Wohnhaus und die so genannte "Schafwäsche". Im Keller des "Badhauses" waren ein Kreuzgewölbe und ein Trotte, die von der Hofseite her mit Trauben befüllt werden konnte.
In die steinerne Tafel an der Vorderfront ist einstmals eine Inschrift eingemeißelt worden, die noch teilweise entziffert werden kann. Diese Inschrift bezeugt:
IHM IAHR 1748
HAT EINE EHRS
ME GEMEIND DIS
ENEE SCHER AVFER
BAUEN - DA WAR
IOHANNES BALTAV
C - DST - M - DSCHR
IOH RV
IO I
GESCHWO
RENE DREI
Erste Zeile: Der Buchstabe "I" entspricht "J", "IAHR" entspricht "JAHR", "V" entspricht "U", also "BALTAV" = BALTAU in der 6. Zeile und "RV....." = "RU....." in der 8. Zeile. Die Zeilen 1 bis 5 der Inschrift verweisen darauf, dass hier im Jahr 1748 gebaut wurde:
IHM IAHR 1748 HAT EINE EHRSME (ehrsame) GEMEIND DIS. ENEE SCHER (diese ... Barbierstube)¹AUFERBAUEN DA WAR .
In der Zeile 7 sind die Buchstaben C - DST - M - DSCHR zu lesen . In Zeile 6 und 8 lassen sich die Namen Johannes BaltaV und Joh RV... entziffern. Die 8 und 9. Zeile könnten ebenfalls auf die Namen Johannes verweisen, die mit IOH, also JOH bzw. IO, JO... beginnen, und deren weitere Buchstaben nicht mehr lesbar sind. Danach zeigt sich eine größere, stark verwitterte Stelle.
Die 10. und 11. Zeile verweisen darauf, dass es sich bei den drei Namen um drei Geschworene handelte: GESCHWORENE DREI: Der Begriff "Geschworene", hatte zu jener Zeit sowohl die Bedeutung "Laienrichter", als auch die Bedeutung "vereidigte Handwerksmeister, die auf Einhaltung der Regeln der Zünfte achteten".
© Erika M. Braun M.A. 21.01.2013 / 07.08.2015
¹ Bedeutung: Das Wort "schër" bedeutet im Mittelhochdeutschen:.scherer. Ein Scherer, mhd. schërer war ein Barbier ("einen Bart scheren") , auch Wundarzt. Das mittelhochdeutsche Wort schër-weide -bedeutet barbierstube. s. a. Lexer, Matthias: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch. 3. Aufl., Stuttgart: S. Hirzel Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 1885, 213.
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