EHRENKIRCHEN. Wer nach dem 9. April nachts von Ehrenkirchen oder vom Hexental aus den Blick nach oben richtete, konnte sich bereits an ihr freuen, der hellerleuchteten Ölbergkapelle. Wie eine große Laterne strahlt sie seitdem ins Tal; nun wurde diese Neuerung offiziell eingeweiht und mit einem Fest gefeiert.
Es goss in Strömen, als die Einweihungsfeier beginnen sollte, aber das konnte die Ehrenkirchener nicht schrecken. In Gemeinschaftsaktion wurden in kürzester Zeit große Schirme aufgestellt und für die gutgelaunte Gästeschar ein solides Zelt errichtet, zur Verfügung gestellt von Josef Gutmann. Er trug aber nicht nur dazu bei, dass die Besucher gegen Regen und Wind geschützt waren, sondern hatte zusammen mit drei Freunden, Werner Ruh, Heinrich Bruckert und Robert Ritter, auch die musikalische Unterhaltung übernommen. Was die "Klarinetten-Oldies", wie sie sich selbst nennen, zu Gehör bringen, ist ein Beweis mehr dafür, dass Musik jung erhält: Von bekannten Weisen aus Mozarts "Zauberflöte" über ein "Abendgebet" bis zur bayerischen "Hennepickerlpolka" und anderen Volksweisen reicht ihr Repertoire. Für den Wein, den Franz Herbster ausschenkte, waren extra für den Anlass Etiketten gedruckt worden mit dem Motiv der Ölbergkapelle, das sich auf der Torte wiederholte, die großzügig verteilt wurde.
Dass das Fest zu einem Erfolg wurde, verdankte sich der tatkräftigen Zusammenarbeit der Wirtschaftsvereinigung Ehrenkirchen und speziell dem Engagement von Kurt Wagner und Marcus Faller. Ihnen und allen anderen Helfern dankte Claudia Dischinger in Vertretung des Bürgermeisters. Sie erinnerte an die Entstehung der Kapelle, erbaut 1954 zum Gedenken an die in den beiden Weltkriegen gefallenen und vermissten Männer, und nannte sie "ein Juwel unter den Aussichtspunkten im Breisgau", dem nun mit der Beleuchtung zusätzlicher Glanz verliehen werde.
Die Idee, die Ölbergkapelle auch bei Dunkelheit sichtbar zu machen, spukte schon lange in den Köpfen der Ehrenkirchener. Nun wurde dieser Traum Wirklichkeit – dank neuer Technik mit Windrad und Fotovoltaik. Elektroinstallateurmeister Josef Glatz hatte die Sache in die Hand genommen. In vielen ehrenamtlichen Arbeitsstunden, unterstützt vom Bauhof und einem großzügigen Sponsor, setzte er den Plan um. Das Ergebnis: Fünf LED-Lampen strahlen die Kapelle an und bringen das Wahrzeichen Ehrenkirchens auch in tiefster Nacht weithin zum Leuchten. Das Besondere daran ist die absolute Eigenständigkeit der Installation, denn die Energie wird durch ein Windrad und ein Solarmodul erzeugt, in zwei Batterien gespeichert und nach Bedarf an die LED-Leuchten abgegeben. Ein Laderegler erfasst alle Daten digital. Die Leistung des Solarmoduls erreicht bei Sonne 600 Watt und bei verhangenem Himmel 200 bis 300 Watt am Tag. Beim Windrad wird vermehrte Leistung durch herbstliche Stürme erwartet. Wenn die Batterien vollgeladen sind, beträgt die Betriebsdauer 60 Stunden; je nach Wetterbedingungen und dadurch eventuell erhöhter Energieerzeugung wird die Kapelle auch schon mal die ganze Nacht lang angestrahlt, um einen "Kollaps" zu vermeiden.
Josef Glatz überwacht das geschlossene System seit der Inbetriebnahme am 9. April und ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden: Rund 32000 Kilowatt wurden bisher durch das Solarmodul und 120 Watt durch das Windrad erzeugt. Die Kosten für Rohre, Leitungen, Funkschaltuhr, Strahler, Windrad, Solarmodul, Schaltschrank und vieles mehr belaufen sich auf knapp 2800 Euro. Durch nicht berechnete Arbeitsstunden und Sponsoring konnten rund 5900 Euro eingespart werden.
Bericht: Anne Freyer, veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der Badischen Zeitung vom 25. Juni 2011
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