Geschichte der Ziegelherstellung:
Also wie ging nun die ganze Sache vor sich?
Der Chef der Ziegelei wurde der „Ziegler" genannt. Es waren zwei Brennöfen und ein ca. 20 m hoher Schornstein vorhanden.
In einer Lehmgrube beim heutigen Wasserreservoir in der oberen „Berggasse" wurde das Material für die Mauersteine mit dem Pferdefuhrwerk geholt.
Weiter oben im „Herrenwäldele" gab es feineren, dunkleren Ton, der hauptsächlich für Dachziegel verwendet wurde. Teilweise hat man mittels Sprengung sich die Arbeit des Abbaus erleichtert. Es kam auch einmal beim Abbau ein Arbeiter zu Tode, weil er unten mit Pickel das Material herausgeholt hat und dann der Überhang herabstürzte und ihn verschüttete.
Während des 2. Weltkrieges wurde mit Ochsen gefahren, da die Pferde eingezogen waren. Die damaligen Wege waren noch nicht geteert - auch die Lairenstraße nicht.
Der Lehm/Ton musste mit Wasser angefeuchtet werden. Das erforderte schon eine große Erfahrung, damit die richtige Konsistenz erreicht wurde. In der Ziegelei und Landwirtschaft war damals schon eine Wasserversorgung per Wasserleitung vorhanden.
Im Winter bei Eis und Schnee waren natürlich der Abbau, Transport und das anfeuchten nicht möglich.
Durch den gleichzeitigen Betrieb der Landwirtschaft, es waren auch drei Kühe und drei Schweine vorhanden stand natürlich während der Wachstumszeit immer die Entscheidung im Raum:
Ziegel machen, Gras holen oder Heu machen?
Das war wohl nicht immer leicht, weil das Ziegelbrennen einige Tage dauerte und auch das mähen und hereinbringen des Heus und Öhmds Zeit brauchte und sehr wetterabhängig war.
Ende 1927 wollte Herr Friedrich Jung den Brennofen erneuern auf einen „ Kastellitz" scher Doppelofen" und hat einen entsprechenden Bauantrag eingereicht. Durch einen Brand am 26. April 1928 wurde der Großteil der Gebäude zerstört.
Ca. 1928 wurde eine sogenannte Lokomobile angeschafft, also eine Dampfmaschine. Diese war anscheinend schon vor längerer Zeit vorgesehen, denn schon 1921 ist im Gebäudeversicherungsbuch ein „Lokomobilgebäude" genannt. Die Dampfmaschine trieb eine Spindelpresse und ein Förderband an. Ein Generator zur Stromerzeugung wurde nicht betrieben. Diese „Lok" war damals schon um 100 Jahre alt. Alle 2 Jahre kam der TÜV (Kesselinspektor) ins Haus. Der Dampfkessel musste ausgebaut und neu abgedichtet und gestrichen werden und wurde dann mit Wasser abgepresst. Die Lok leistete ca. 55 PS bei ca 10 atü und war eine 1 - Zylinder-Maschine vom Fabrikat „Assmann & Stockter".
Die Spindelpresse, Fabrikat „ Handle, Konstanz", drückte die Lehmwurst in Formen. Die geformten Rohlinge wurden auf das Förderband gelegt und im Trockenraum übereinander gestapelt. Die Trocknung war natürlich auch sehr stark wetterabhängig und durfte nicht zu schnell erfolgen, weil dann im Innern noch Feuchtigkeit vorhanden war, die beim Brennen Risse ergeben hätte. Nach einigen Tagen wurden die Rohlinge in den Ofen gesetzt und dieser angeheizt mit Holz und später Kohlengrus, der von oben in Löcher im Ofen durch den Ziegler eingeschüttet wurde. Der Brand dauerte 4—5 Tage.
In dieser Zeit war der Ziegler Tag und Nacht am Ofen und es konnte geschehen, dass er in der Vesperpause mit seinen Leuten, während er sein Brot zum Munde bringen wollte, eingeschlafen ist.
Der Kohlengrus wurde mit dem Pferdewagen vom Bahnhof in Krozingen geholt.
Nach etwa einer Woche konnte man den Ofen ausräumen - natürlich waren da die Steine noch sehr warm. So ein Brand erforderte zur Herstellung und Beschickung ungefähr 6 Personen. An einem Tag konnten 10 bis 12-tausend Mauersteine gefertigt werden, die dann im Ofen eingesetzt und gebrannt wurden. Das alles war eine sehr, sehr harte Arbeit. Die Arbeit wurde hauptsächlich mit „Taglöhnern" bewältigt, also Leuten, die ohne Festanstellung „auf Zuruf für einige Stunden oder Tage“ gearbeitet haben. Und das wahrscheinlich ohne Steuerkarte und Versicherung. Aber, es war wohl jeder froh, wenn er ein paar Mark verdienen konnte. Das ist nicht nur für die Zeit nach dem 2. Weltkrieg so gültig gewesen, sondern auch für früher.
Fehlbrände und Bruch wurden in der Lehmgrube verfüllt. Die Lehmgrube beim heutigen Wasserreservoir wurde 1953 bei der Rebumlegung überplant und mit Reben bepflanzt.
Nach dem Brand von 1928 wurde wieder neu angefangen. Und auch später gab es nochmals zwei weitere Brände. Aber es wurden keine Ziegel gebrannt - nein, es brannten wieder die Gebäude.
Der Schornstein war lange Zeit „Wahrzeichen“. Auf uralten Ansichtskarten ist er zu finden, ebenso wie auf Kalenderblättern mit dem Storchennest.
Alte Kirchhofener werden sich daran erinnern.
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